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Sport nach Schlaganfall [1]

Sport und Bewe­gung nach Schlag­an­fall, die­se Über­schrift habe ich mit Inter­es­se in einer Fach­zeit­schrift für Ergo­the­ra­pie gele­sen. Im ers­ten Moment dach­te ich mir, das geht doch nicht oder zumin­dest stellt sich die Fra­ge, ist das Sport?
Der Arti­kel ist ja für Ergo­the­ra­peu­ten geschrie­ben. So ver­su­che ich jetzt den Arti­kel, wenn auch gekürzt, für Betrof­fe­ne und deren Ange­hö­ri­ge zu trans­po­nie­ren. Nach der medi­zi­ni­schen Erst­ver­sor­gung und der anschlie­ßen­den sta­tio­nä­ren Reha­bi­li­ta­ti­ons­be­hand­lung im Kran­ken­haus oder einer ande­ren Reha­bi­li­ta­ti­ons­ein­rich­tung geht es irgend­wann wie­der in das häus­li­che Umfeld zurück. Die Moti­va­ti­on aller Betei­lig­ten ist sehr hoch, die Erfol­ge im Kran­ken­haus waren sehr gut sicht­bar. Doch nach eini­ger Zeit sta­gnie­ren die Erfol­ge in der Ent­wick­lung. Denkt man nur dar­an, dass zuhau­se kein The­ra­peut zur Ver­fü­gung steht, der die All­tags­pro­ble­me beglei­tet und hel­fend ein­grei­fen bezie­hungs­wei­se unter­stüt­zen kann, ist das auch ganz gut nachvollziehbar.

Sport und Bewegung nach Schlaganfall
ein Leitfaden für die Organisation und Durchführung von Rehabilitationssportgruppen nach Schlaganfall 

144 Sei­ten Infor­ma­tio­nen als PDF 

Quelle: http://www.schlaganfall-hilfe.de/documents/10156/70245/leitfaden_sport_nach_schlaganfall.pdf

Was in der The­ra­pie noch leich­ter von der Hand ging, wird jetzt schwie­rig und gelingt nicht mehr so gut. Die Fol­ge davon ist nicht sel­ten Frus­tra­ti­on, Rück­zug, Wut und Unge­duld. Wenn sich dann noch der Freun­des- und Bekann­ten­kreis zurück­zieht, wird es pro­ble­ma­tisch. Ange­hö­ri­ge neh­men den Betrof­fe­nen (mit posi­ti­ven Absich­ten) vie­le Din­ge ab, lei­der oft zu vie­le. Das Resul­tat die­ser Akti­on ist oft ein Rück­gang der Selbst­stän­dig­keit und eine Stei­ge­rung der Inak­ti­vi­tät. So ent­steht eine schwie­ri­ge Bezie­hung zwi­schen Betrof­fe­nen und Angehörigen.

Hier kann der Sport nach Schlag­an­fall, genannt “SpaS”, in einer Grup­pe anset­zen und wert­vol­le Unter­stüt­zung sein. Fünf bis zwölf Teil­neh­mer tref­fen sich wöchent­lich zu einer Stun­de Grup­pen­sport mit einem Anlei­ter und einer Assis­tenz. Inhalt­lich geht es um Funk­ti­ons- und Kon­di­ti­ons­trai­ning sowie Gleich­ge­wichts­schu­lun­gen und Sturz­pro­phy­la­xen. Dies wird mit Stuhl­gym­nas­tik und Bewe­gungs­spie­len rea­li­siert. Beglei­tet wird der Grup­pen­sport mit Musik und vie­len ver­schie­de­nen Hilfs­mit­teln. Wich­ti­ges Ele­ment in den Grup­pen­stun­den ist der Spaß und das Lachen und das Mit­ein­an­der im Tun.

Frau Ziga­nek-Soehl­ke schreibt:“Bewegung — am bes­ten mit Ver­gnü­gen — unter­stützt die Neu­ro­re­ge­ne­ra­ti­on und die Nut­zung der Neu­ro­nen, also das Den­ken, am bes­ten ohne Stress und mit viel Spaß.”

Quelle: Zeitschrift, "Praxis Ergotherapie" 5/2015, SpaS-Sport und Bewegung nach Schlaganfall (Friederike Ziganek-Soehlke)
weitere Informationen unter: http://imuda.de/therapeuten-bewegung.html

Exergames und Schlaganfall [2]

Wir machen uns Gedan­ken zum The­ma Spie­le mit­tels einer Spie­le­kon­so­le, gera­de weil es ein­deu­tig um Reha­bi­li­ta­tion geht. Wie in unse­rem letz­ten Bei­trag bereits aus­ge­führt, wol­len wir hier nur noch ein­mal zusam­men­fas­sen: Men­schen spie­len seit je her und in allen Kul­tu­ren. Men­schen brau­chen Spie­le für ihre Ent­wick­lung. Men­schen ler­nen durch das Spie­len. Men­schen spie­len, um des Spie­lens wil­len. Spiel ist aber auch Zeit­ver­treib und nicht zuletzt, spie­len macht Spaß und ist emotional. 

Bei unse­rer Recher­che haben wir eini­ges zu ver­schie­dens­ten Spie­le­kon­so­len gele­sen und ange­se­hen. Vie­le der güns­ti­gen Kon­so­len schei­den aus, da meis­tens die Gra­fik­qua­li­tät nicht gut ist. Oft gibt es kei­ne ver­nünf­ti­ge Aus­wahl an Spie­len. Nicht zuletzt sind die Con­trol­ler für den Reha­bi­li­ta­ti­ons­be­reich oft unge­nü­gend oder eben gar nicht ver­wend­bar. Somit blei­ben für uns nur drei Kon­so­len im Ren­nen. Nament­lich sind es: PlayStation4 von Sony, Wii U von Nin­ten­do und die Xbox One von Micro­soft. Alle drei Spie­le­kon­so­len sind nicht sehr bil­lig, aber dafür erhal­ten Sie auch Spiel­spaß pur und eben auch die Mög­lich­keit, die Kon­so­le mit dem pas­sen­den Con­trol­ler für Ihre Reha­bi­li­ta­ti­ons­übun­gen ein­set­zen zu kön­nen. Nun ein paar Wor­te zur Tech­nik bezie­hungs­wei­se zu den Beson­der­hei­ten der jewei­li­gen Konsole.

Info

  • Con­trol­ler = Steu­er­ge­rät um das Spiel zu beeinflussen
  • Spie­le­kon­so­le = ähn­lich einem PC, jedoch aus­schließ­lich zum Spie­len, Bedie­nung mit Controller
  • Ges­ten = Kör­per­be­we­gun­gen; Wischen mit den Fin­gern; Augen­steue­rung; alles Aktio­nen, die auf­ge­nom­men wer­den, um das Spiel zu steuern

Begin­nen wir mit der Wii U. Der Con­trol­ler ist ein sogen­n­an­tes Game­pad, das zur Steue­rung des Spie­les und etli­chen wei­te­ren Funk­tio­nen genutzt wer­den kann. Selbst­ver­ständ­lich gibt es eine Fern­be­die­nung, das Wii Balance­board und auch ein Lenk­rad und eini­ges wei­te­res mehr. Somit kön­nen Sie die ver­schie­dens­ten Spie­le steu­ern. Das Balance­board ist auf alle Fäl­le für die Reha­bi­li­ta­ti­ons­übun­gen her­vor­ra­gend geeig­net. Bei den Sport­spie­len kön­nen Sie so zum Bei­spiel auf dem Balance­board ste­hend, die Spiel­fi­gur Ski­fah­ren las­sen. Das fin­den wir sehr inter­es­sant und macht wahr­schein­lich rich­tig Lau­ne. In Fach­krei­sen spricht man auch von Wii­ha­bi­li­ta­ti­on, also die The­ra­pie­un­ter­stüt­zung und Beglei­tung mit­tels bestimm­ter Spie­le auf der Kon­so­le Wii.
Offi­zi­el­le Web­sei­te zur Kon­so­le Wii U

Kom­men wir zur Play­sta­ti­on. Die Play­sta­ti­on ver­fügt über einen übli­chen Zwei­hand­con­trol­ler und bringt auch eine Kame­ra mit. Des wei­te­ren kann auch eine Art Bril­le gekauft wer­den, die noch ande­re Ein­drü­cke beim Spie­len schaf­fen soll. Inter­es­sant ist die Kame­ra, da es hier mög­lich sein soll, das Spiel zu beein­flus­sen, indem man sich bewegt oder Ges­ten verwendet.
Offi­zie­le Web­sei­te zur Kon­so­le Play­sta­ti­on 4

Zu guter Letzt schau­en wir uns die Xbox One an. Die Xbox One hat eben­falls den nor­ma­len, mit zwei Hän­den zu bedie­nen­den Con­trol­ler und eine Fern­be­die­nung sowie Kopf­hö­rer. Das beson­de­re ist aber wohl das Sys­tem Kinect. Kinect ist eine Kame­ra und ein Audio­sys­tem wel­ches es dem Nut­zer erlaubt, mit­tels Ges­ten ein Spiel zu steuern.
Offi­zi­el­le Web­sei­te zur Kon­so­le Xbox One

Alle drei Sys­te­me haben gute Video­leis­tun­gen und sind auf alle Fäl­le emp­feh­lens­wert. Eine Emp­feh­lung für eine bestimm­te Spie­le­kon­so­le kön­nen wir jedoch nicht aus­spre­chen. Es kommt abso­lut auf die medi­zi­ni­schen und the­ra­peu­ti­schen Erfor­der­nis­se in jedem Ein­zel­fall an. Unse­re Emp­feh­lung ist: Spre­chen Sie ihren Neu­ro­lo­gen, den behan­deln­den Arzt oder The­ra­peu­ten an und fra­gen Sie nach geeig­ne­ten Spie­len für Sie oder Ihren Ange­hö­ri­gen. Wenn Sie nicht gleich die pas­sen­de Ant­wort bekom­men, blei­ben Sie dran und fra­gen nach, es lohnt sich.

Unser Fazit zur Wii­ha­bi­li­ta­ti­on: Es gibt lei­der nur weni­ge Infor­ma­tio­nen in deut­scher Spra­che. Vie­le gute Bei­trä­ge fin­den Sie auf eng­lisch­spra­chi­gen Sei­ten und in Film­bei­trä­gen auf you­tube. Die tech­ni­schen Infor­ma­tio­nen zu den ein­zel­nen Gerä­ten und auch Spie­len sind sehr schwer zu lesen, da sie mit Fach­be­grif­fen gera­de­zu über­füllt sind. Wir wür­den ver­su­chen, einen jun­gen Men­schen zu fin­den, der uns die­ses Kau­der­welsch aus eng­li­schen Fach­be­grif­fen und Kunst­wör­tern über­setzt, sodass wir bes­ser ver­ste­hen, was bei den Beschrei­bun­gen der Kon­so­len gemeint ist. Obwohl das alles sehr auf­wän­dig ist, sind wir über­zeugt, es lohnt sich. Somit schlägt sich der Bogen wie­der zu unse­rer Anfra­ge, die ich im ers­ten Teil erwähnt habe. Die Per­son, die die Anfra­ge bei uns stell­te, sag­te: “…wenn damit ein Lächeln in das Gesicht kommt, ist es jede Mühe Wert.” 

Exergames und Schlaganfall [1]

Wir hat­ten vor eini­ger Zeit eine Anfra­ge bei der wir her­aus­fin­den soll­ten, wie ein Mensch mit ein­ge­schränk­ter Mobi­li­tät ein Video­spiel steu­ern könn­te. Das Ziel soll­te sein, die Bewe­gungs­mög­lich­kei­ten zu erhö­hen. Im kon­kre­ten Fall hieß dies, dass ein Fern­se­her und ein Com­pu­ter vor­han­den war und eine Mög­lich­keit zur Steue­rung der Spiel­per­son eines Spie­les, sprich des Ava­tars, gesucht wird. Die Steue­rung soll­te mög­lichst kabel­los sein. Die Moti­va­ti­on zur Anfra­ge war neben dem gesund­heit­li­chen Aspekt, der Gedan­ke der geis­ti­gen För­de­rung, des Trai­nings der Koor­di­na­ti­on und zugleich ein wenig Bewe­gung und Spiel, sowie die ein­fa­che Ein­bin­dung des Spie­les in den Alltag.

Im wei­te­ren Ver­lauf unse­rer klei­nen Serie wer­den wir immer wie­der ein­mal Fach­be­grif­fe ver­wen­den müs­sen. Die­se kenn­zeich­nen wir im Text Fett und Kur­siv und erläu­tern sie in einem Info­kas­ten. Wenn wir im Text bestimm­te Mar­ken­na­men ver­wen­den, heißt das kei­nes­falls, daß wir für das eine oder ande­re Pro­dukt wer­ben oder gar eine Emp­feh­lung aus­spre­chen wol­len. Viel­mehr dient die Namens­nen­nung zu Ihrer Ori­en­tie­rung und zu Ihrem Verständnis.

Info

  • Ava­tar = die Figur, die einem Anwen­der im Spiel zuge­ord­net wird
  • exer­games = Kunst­wort für eine Spie­le­art bei der es um Bewe­gung geht, bestehend aus den eng­li­schen Wör­tern: Exer­cise und Game (Sport und Spiel)

War­um nun machen wir uns Gedan­ken um Spie­le, wenn es doch ein­deu­tig um Reha­bi­li­ta­ti­on geht? Wenn man sich durch die ein­schlä­gi­ge Lite­ra­tur zum The­ma Spiel liest, kann man zusam­men­fas­sen: Men­schen spie­len seit je her und in allen Kul­tu­ren. Men­schen brau­chen Spie­le für ihre Ent­wick­lung. Men­schen ler­nen durch das Spie­len. Men­schen spie­len um des Spie­lens wil­len. Spiel ist aber auch Zeit­ver­treib und nicht zuletzt, spie­len macht Spaß und ist emo­tio­nal. Spie­le haben Regeln, die even­tu­ell defi­niert wer­den müs­sen oder fix vor­ge­ge­ben sind.

The­ra­pie­ein­hei­ten sind fest­ge­leg­te Übungs­ab­läu­fe, die zur Ver­bes­se­rung des Zustan­des füh­ren sol­len und im Regel­fall durch häu­fi­ge Wie­der­ho­lun­gen geprägt sind. Die­se The­ra­pie­ein­hei­ten fin­den in einem dafür sinn­vol­len und gut ein­ge­rich­te­ten Pra­xis­raum statt. Die The­ra­pie wird ziel­ge­rich­tet durch einen The­ra­peu­ten beglei­tet. Der Fort­schritt der The­ra­pie wird doku­men­tiert und mit den behan­deln­den Ärz­ten abge­stimmt. Das bringt dann für den Pati­en­ten eine gute Grund­la­ge, um eine Ver­bes­se­rung der Situa­ti­on her­stel­len zu kön­nen. Für den The­ra­peu­ten ist über die Doku­men­ta­ti­on der Fort­schritt, den der Pati­ent macht, gut nach­voll­zieh­bar. Soweit ist alles in Ord­nung. Nur, aus der Erfah­rung betrach­tet stell­te man fest, dass die­se gere­gel­ten Ein­hei­ten nicht immer etwas mit Spaß und Freu­de zu tun haben. Somit wird der Trai­nings­ef­fekt zwar ein­tre­ten, die mög­li­che Leis­tung kann aber mit mehr Freu­de bei der Sache noch gestei­gert wer­den. Mit ande­ren Wor­ten, mit Spaß und Freu­de übt es sich leichter.

So kamen fin­di­ge Köp­fe auf die Idee, kör­per­li­che Fit­ness auch über ein Video­spiel zu ver­bes­sern. Bald haben auch die Medi­zie­ner von die­ser Tech­nik gehört und es wur­de und wird geforscht. Ärz­te und Com­pu­ter­fach­leu­te, Spie­le­ent­wick­ler und The­ra­peu­ten ent­wi­ckeln Spie­le zusam­men, um in ver­schie­de­nen Dis­zi­pli­nen unter­schied­li­che Pro­gram­me und Spie­le anbie­ten zu kön­nen, bezie­hungs­wei­se um unter­schied­li­che Pro­ble­me mit dem jeweils am bes­ten geeig­ne­ten Pro­gramm oder Video­spiel zu bear­bei­ten. Um nun nicht immer nur zu theo­re­ti­sie­ren, zei­gen wir Ihnen noch ein Video. In die­sem Video sehen Sie in der prak­ti­schen Anwen­dung die Wii-Spie­le­kon­so­le mit ver­schie­de­nen Spie­len von Wii-Fit. Beson­ders schön und ein­drucks­voll wird im Video gezeigt, wie der Ein­satz des Video­spie­les bei der the­ra­peu­ti­schen Arbeit mit älte­ren Pati­en­ten geübt wird. Es kommt sehr deut­lich her­aus, dass der älte­re Herr beim Ski­ren­nen rich­tig Spaß hat, obwohl er in Wirk­lich­keit so etwas nie machen könn­te. Viel­mehr noch sieht man sehr gut, dass der älte­re Herr im Film sei­ne Fit­ness beübt, er übt sei­nen Kör­per ein­zu­set­zen und somit kör­per­lich fit zu blei­ben. Ein­fach gelun­gen, den­ke ich. Die­ses Video haben wir auf der Video­platt­form You­tube gese­hen und möch­ten Ihnen das nicht vorenthalten.

Nächs­te Woche wol­len wir mehr auf die Tech­nik ein­ge­hen. Wel­che Sen­so­ren, das heißt wel­che Con­trol­ler gibt es. Wie funk­tio­nie­ren ver­schie­de­ne Sys­te­me. Was könn­te für Sie gut sein. Blei­ben Sie inter­es­siert, bis nächs­te Woche.