Wir hatten vor einiger Zeit eine Anfrage bei der wir herausfinden sollten, wie ein Mensch mit eingeschränkter Mobilität ein Videospiel steuern könnte. Das Ziel sollte sein, die Bewegungsmöglichkeiten zu erhöhen. Im konkreten Fall hieß dies, dass ein Fernseher und ein Computer vorhanden war und eine Möglichkeit zur Steuerung der Spielperson eines Spieles, sprich des Avatars, gesucht wird. Die Steuerung sollte möglichst kabellos sein. Die Motivation zur Anfrage war neben dem gesundheitlichen Aspekt, der Gedanke der geistigen Förderung, des Trainings der Koordination und zugleich ein wenig Bewegung und Spiel, sowie die einfache Einbindung des Spieles in den Alltag.
Im weiteren Verlauf unserer kleinen Serie werden wir immer wieder einmal Fachbegriffe verwenden müssen. Diese kennzeichnen wir im Text Fett und Kursiv und erläutern sie in einem Infokasten. Wenn wir im Text bestimmte Markennamen verwenden, heißt das keinesfalls, daß wir für das eine oder andere Produkt werben oder gar eine Empfehlung aussprechen wollen. Vielmehr dient die Namensnennung zu Ihrer Orientierung und zu Ihrem Verständnis.
Info
- Avatar = die Figur, die einem Anwender im Spiel zugeordnet wird
- exergames = Kunstwort für eine Spieleart bei der es um Bewegung geht, bestehend aus den englischen Wörtern: Exercise und Game (Sport und Spiel)
Warum nun machen wir uns Gedanken um Spiele, wenn es doch eindeutig um Rehabilitation geht? Wenn man sich durch die einschlägige Literatur zum Thema Spiel liest, kann man zusammenfassen: Menschen spielen seit je her und in allen Kulturen. Menschen brauchen Spiele für ihre Entwicklung. Menschen lernen durch das Spielen. Menschen spielen um des Spielens willen. Spiel ist aber auch Zeitvertreib und nicht zuletzt, spielen macht Spaß und ist emotional. Spiele haben Regeln, die eventuell definiert werden müssen oder fix vorgegeben sind.
Therapieeinheiten sind festgelegte Übungsabläufe, die zur Verbesserung des Zustandes führen sollen und im Regelfall durch häufige Wiederholungen geprägt sind. Diese Therapieeinheiten finden in einem dafür sinnvollen und gut eingerichteten Praxisraum statt. Die Therapie wird zielgerichtet durch einen Therapeuten begleitet. Der Fortschritt der Therapie wird dokumentiert und mit den behandelnden Ärzten abgestimmt. Das bringt dann für den Patienten eine gute Grundlage, um eine Verbesserung der Situation herstellen zu können. Für den Therapeuten ist über die Dokumentation der Fortschritt, den der Patient macht, gut nachvollziehbar. Soweit ist alles in Ordnung. Nur, aus der Erfahrung betrachtet stellte man fest, dass diese geregelten Einheiten nicht immer etwas mit Spaß und Freude zu tun haben. Somit wird der Trainingseffekt zwar eintreten, die mögliche Leistung kann aber mit mehr Freude bei der Sache noch gesteigert werden. Mit anderen Worten, mit Spaß und Freude übt es sich leichter.
So kamen findige Köpfe auf die Idee, körperliche Fitness auch über ein Videospiel zu verbessern. Bald haben auch die Mediziener von dieser Technik gehört und es wurde und wird geforscht. Ärzte und Computerfachleute, Spieleentwickler und Therapeuten entwickeln Spiele zusammen, um in verschiedenen Disziplinen unterschiedliche Programme und Spiele anbieten zu können, beziehungsweise um unterschiedliche Probleme mit dem jeweils am besten geeigneten Programm oder Videospiel zu bearbeiten. Um nun nicht immer nur zu theoretisieren, zeigen wir Ihnen noch ein Video. In diesem Video sehen Sie in der praktischen Anwendung die Wii-Spielekonsole mit verschiedenen Spielen von Wii-Fit. Besonders schön und eindrucksvoll wird im Video gezeigt, wie der Einsatz des Videospieles bei der therapeutischen Arbeit mit älteren Patienten geübt wird. Es kommt sehr deutlich heraus, dass der ältere Herr beim Skirennen richtig Spaß hat, obwohl er in Wirklichkeit so etwas nie machen könnte. Vielmehr noch sieht man sehr gut, dass der ältere Herr im Film seine Fitness beübt, er übt seinen Körper einzusetzen und somit körperlich fit zu bleiben. Einfach gelungen, denke ich. Dieses Video haben wir auf der Videoplattform Youtube gesehen und möchten Ihnen das nicht vorenthalten.
Nächste Woche wollen wir mehr auf die Technik eingehen. Welche Sensoren, das heißt welche Controller gibt es. Wie funktionieren verschiedene Systeme. Was könnte für Sie gut sein. Bleiben Sie interessiert, bis nächste Woche.